Die Karwoche steht bevor, die Trauerwoche, in welche die Kreuzigung Jesu fällt. Trauer, Verzweiflung, Wut – für manche passen diese Gefühle jetzt. Alle menschlichen Tragödien werden durch den anhaltenden Lockdown nochmal verschärft: Eine schlimme Diagnose, das Ende einer Beziehung, der Tod eines Geliebten, der Verlust des Arbeitsplatzes. Die Situation zu bewältigen ist schwerer, wenn das soziale Leben zum Erliegen gekommen ist.
Jesus war nicht im Lockdown, aber schon Jesus kannte das „Ghosting“, das plötzliche Verschwinden von Freunden. Als er sie am meisten brauchte, waren sie nicht da. Sie hatten ihn verlassen, Jesus war allein. Jesus kannte das Gefühl schmerzender Einsamkeit.
Was nun, da so viel verloren scheint? Es gibt Momente, die einfach schrecklich sind. Da kann es wohltuend sein, einfach mal ungekürzt und unzensiert schimpfen zu dürfen.
Und Gott? Ich glaube ganz fest, dass Gott alles Schreckliche nicht gewollt und nicht gewirkt hat. Ich glaube, dass Gott ein Gott der Liebe ist, der auch und besonders in diesen Zeiten bei Dir ist, auch wenn Du es im Moment nicht fühlst. In allem Schlamassel ist da eine Macht, die den Überblick behält und Zukunft für Dich sieht. So heißt es ja auch in der aktuellen Jahreslosung: „Jesus Christus spricht: ‚Seid barmherzig, wie auch Euer Vater bramherzig ist!‘“ Das gilt auch für Dich selbst! Sei barmherzig Dir gegenüber. Es gibt Menschen, die Dir gerne helfen, Du bist es wert. Auch Jesus hatte Simon von Kyrene, der ihm half das Kreuz zu tragen.
Gerade an Jesus hat Gott gezeigt, dass er auch im tiefsten Leid dabei ist: Gott wirkt, wenn menschliches Tun nichts mehr auszurichten vermag.
Pastorin Sophie Schäfer