Karfreitag ist der Tag tiefster Trauer. Jeder Mensch kennt das – früher oder später – aus dem eigenen Leben.
Die Liebe des Lebens. Verloren.
Erst einmal bleibt die Zeit stehen. Die Welt dreht sich nicht mehr. Die Sicht wird eng. Ehemals Wichtiges verliert mit einem Schlag an Bedeutung. Der Schmerz sitzt unendlich tief.
Wie weiterleben?
Es ist unfassbar schwer mit solchen Erfahrungen umzugehen. Es hilft, wenn man übt und durch Übung lernt. Der Karfreitag hält Rituale bereit, die auch im individuellen Leben übernommen werden können: Einen Gottesdienst als Trauerfeier für den Verstorbenen. Zusammenkommen, sich an den Geliebten erinnern, gemeinsam das Schweigen ertragen. Wissend, dass auch wir selbst sterben werden. Rituale helfen bei der Bewältigung. Der Trauernde kann sich auf seine Trauer konzentrieren. Der Rahmen steht. Die Rituale tragen. Die Gemeinschaft Gleichgesinnter hilft.
Karfreitag bietet die Möglichkeit die Endlichkeit auch meines eigenen Lebens ins Bewusstsein zu rücken. Lebenszeit ist begrenzt. Was ich tue, hat Bedeutung, auch wann ich etwas tue oder lasse, ist bedeutsam. Jeder Moment ist irreversibel. In der Begrenztheit des Lebens liegt auch seine Schönheit, seine Kostbarkeit. Wer den Tod nicht bedenkt, kann nicht leben. Wer leben, nicht verdrängen und Angst haben will, muss sich mit der Möglichkeit des Todes beschäftigen. Das Leben und der Tod Jesu bieten unfassbar viele Anknüpfungspunkte, die dem eigenen Leben helfen können.