Wenn ich die beiden Wörter „die Kirche“ höre, denke ich erst einmal an die weltweite Gemeinschaft der Nachfolger*Innen Jesu Christi. "Die Kirche" sind für mich also erstmal ganz viele unterschiedliche Menschen, die (mehr oder weniger) denselben Fokus haben: Jesus. Auch im Glaubensbekenntnis wird Kirche als Gemeinschaft der Gläubigen interpretiert.
Der Artikel bringt allerdings Schwierigkeiten. So unterschiedlich wie die Menschen sind, sind auch die Kulturen und die Vorstellungen vom Christ*Insein. Das ist schon lange so und seit der Reformation gibt es sozusagen unterschiedliche Gruppen, ähnlich politischen Parteien. Deshalb werden Christ*Innen bei dem Begriff „die Kirche“ vermutlich schnell einwenden, dass es „die Kirche“ so gar nicht gibt, sondern unterschiedliche „Kirchen“. In Deutschland sind die größten Gruppen (Konfessionen) römisch-katholisch und evangelisch/landeskirchlich.
Kirche sind in erster Linie Menschen; bzw. Kirche ist, was Menschen daraus machen. Da ich evangelisch bin, hier zunächst mal *meine* evangelische Sicht auf Kirche (nur eine einzige zutreffende Sicht gibt es nicht):
Der Mönch und Professor Martin Luther hat das Christsein auf eigene Weise interpretiert, die damals der gängigen Norm widersprach. Alle, die ihm (auch heute noch) zustimmen, nennt man evangelisch-lutherisch. Luther fand es wichtig, dass der Glaube an Gott Menschen befreien soll und keineswegs unterdrücken. Damit das gewährleistet ist, sollen Menschen sich nicht so viel Macht anmaßen, sondern jeder Christ soll selbst Bescheid wissen, seine Taten verantworten und eine Beziehung zu Gott entwickeln – ohne Priester als Mittler. Das war/ist natürlich eine krasse Entmachtung der Kirchenmänner, wenn jeder Mensch sich direkt an Gott wenden kann und möge. Und von den unterschiedlichen Christsein-Interpretationen ist mir diese die liebste: Jesus Christus hat gezeigt, wie Gott ist, nämlich ein liebender Gott, und hat gezeigt, dass ein gewaltloses Leben, erfüllt von Liebe zu Gott, sich selbst und seinem Nächsten ein erfüllendes Leben auch für seine Nachfolger*Innen sein wird, egal wie lang oder kurz es währt.
Ich mag die Zugehörigkeit zu meiner Kirche, der evangelischen Landeskirche. Diese Kirche sind nicht "die anderen", sondern alle, die zur Kirche gehören möchten.