Dass Jesus, der Erlöser, ein Mann war, blieb nicht ohne Ego-Boost für Männer. Heilsbringer waren männlich. Für Frauen blieb die Rolle der Widersacherin, die durch Verführung und Sünde den Mann vom Heilsweg abbringen könne.
Der asketische Benediktinermönch Petrus Damiani (1006-1072) diffamierte Frauen, die mit Geistlichen Sex hatten, als "Quelle der Sünden" und „Lockspeise des Satans“ (1049 schrieb er diese unglaublichen Verleumdungen im "Buch von Gomorrha").
Dazu kam das Machtstreben der Geistlichen = Männer. Das Eigentum der Kirche sollte Eigentum bleiben und vermehrt werden, und nicht durch Erbstreitigkeiten verlorengehen. Das Machtstreben verband sich mit einer Unterjochung von Frauen. Der „Sündenfall“ aus Gen 3 wurde als Begründung benutzt, warum Frauen sich nach Gottes Willen Männern unterordnen sollten.
Hellenismus, Judentum und Christentum beeinflussten sich gegenseitig. Der Seele-Leib-Dualismus (Kampf des Geistes gegen den Leib – Askese als Ideal [Askeo heißt: Ich übe]) hatte zur Folge, dass der Körper auch im Christentum abgewertet wurde. Die Gottebenbildlichkeit galt nur noch für die Seele, konkret: Für die Seele der Männer. Das geht wieder auf Augustinus von Hippo (der Erbsündenlehrer) zurück. Er meinte, dass Gottebenbildlichkeit das Herrschen über die Natur sei. Das Herrschen wäre aber Männern vorbehalten. Männer würden über die Natur (= Frauen) herrschen. Also sei die Seele der Männer Gottes Ebenbild.
Diese Frauenfeindlichkeit zog sich durch. Thomas von Aquin (1225-1274) sah in der Frau einen mangelbehafteten, intellektuell minderbemittelten Menschen. Er nahm Ideen des Aristoteles auf, um das Christentum noch weiter mit dem Hellenismus zu verquicken. Das wiederum hatte zur Folge, dass sich die Frauenfeindlichkeit auch in der Kunst niederschlug. Frauen wurden immer mehr zum erotischen OBJEKT der Begierde. Wenn die Frau das Objekt ist, die Begierde das Subjekt, ist der Mann völlig ausgeliefert, die Frau die Böse. Achten Sie mal darauf, wie oft die Schlange in der „Sündenfallszene“ mit weiblichem Gesicht dargestellt wird. Bis heute gibt diese Gleichsetzung von der Frau mit dem Bösen einerseits, mit einem Objekt andererseits, einen Nachhall im victim-blaming, also der Schuldzuschreibung an Vergewaltigungsopfer: Zu engen oder zu weiten Rock oder Hose getragen, Ausschnitt zu tief, abends noch draußen rumgelaufen, Ehemann zum Joggen nicht mitgenommen etc.
Geschichte wurde seit jeher aus der Perspektive von Männern geschrieben. Frauen und Kinder bekamen (bis heute) höchstens den Nebensatz, dass bestimmte Rechte für alle galten, außer für Sklaven, Frauen und Kinder. Wenn wir also heute Bücher lesen, Quellentexte lesen, klingt das oft richtig erfreulich, weit entwickelt, humanistisch. Allerdings wird selten beleuchtet, was dieselben Texte für Frauen, Sklaven und Kinder bedeutet haben müssen. Rechtlose interessieren nicht.
Da Geschichte nach wie vor primär aus Männerperspektive gelehrt wird -
(schauen Sie mal auf theologische Literaturlisten / bedeutende Theologen…. Da sind tatsächlich kaum TheologINNEN dabei. Dorothee Sölle hat in meinem Studium nie eine Rolle gespielt, wurde von keinem Professor erwähnt),
- scheint die hellenistische Geschichte so reich und beschwingt und durchaus erstrebenswert. Was eben nicht zur Geltung kommt ist die Perspektive der Mehrheit der Bevölkerung. Geschichtsschreiber waren männlich, geschichtlich bedeutsam waren gewonnene Kämpfe und Machtsicherung. Die kulturell reiche Welt schloss Frauen, Sklaven und Kinder aus. Frauen wurden immer mehr zu bösen Objekten stilisiert.
… Aber es geht auch anders!!!
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