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Männer als Krone der Schöpfung: 2. Eine Dynamik gegen Frauen

Mon, 04 Oct 2021 22:00:00 +0000 von Schulpastorin und Notfallseelsorgerin Sophie Schäfer

Der Text in Gen 2 und 3 entstand ca 1100 vor Christus. Das Bild mit der Frau und der Schlange kommt aus dem Alten Orient. Die Verknüpfung von Baum und Göttin fand sich in der Deutung religiöser Bilder (Ikonographie). 

Um die Geschichte für die hellenistische Welt attraktiv zu machen, wurde sie im Zuge der Übersetzung mit Erotik aufgeladen. Das fanden Leute auch damals schon viel spannender. Aristoteles war damals sozusagen ein Bestseller-Autor und er hatte bereits die Idee verbreitet, dass Frauen (beim Sex und allgemein) passive, empfangende Wesen seien. Nach ihm war die Frau bloße Materie, quasi das Erdreich, während der Mann aktiv seinen Samen als Sämann sät. 

Aristoteles war es auch, der oikos (Haushalt) und polis (Staatswesen) als zu unterscheidende, eigenständige Bereiche markierte. Wegen ihrer „Minderwertigkeit“ sollten Frauen keinen Zugang zum Staatswesen haben. 

Ein weiterer Einfluss bei der Übersetzung war vermutlich die Sage von der Pandora, die den Griechen damals bekannt war. Die Pandora (= Alles-Geberin) ist eine Frau, die aus Lehm geschaffen wurde und an sich schon als Übel betrachtet wurde und das Übel auch auf alle Menschen überträgt. Diese Geschichte war zwar anschlussfähig, aber der Preis war, dass ein heiliger Text frauenfeindlich gemacht wurde. Dieser Vorgang bekommt einen noch extremeren Touch durch den deutlich erotischen Anstrich. Die Erotisierung für die griechische Kultur macht das Erdgeschöpf Adam zu einem konkreten Mann. Er steht nicht mehr für das Menschengeschlecht (im Kontext mit Chawwa für alle Männer). Genauso steht Eva (Chawwa = die Lebengebende) nicht mehr für alle Frauen, sondern wird zu einer konkreten Frau. Durch die Zufügung von „und seine Frau“, ist auch die Nacktheit zweier konkreter Menschen beschrieben, und damit erotisch und nicht allgemeingültig abstrakt. Eva wird zu einem Anhängsel Adams, weil das Possessivpronomen „seine“ später als Abhängigkeit und damit Minderwertigkeit ausgelegt wurde und nicht als Zusammengehörigkeit auf Augenhöhe. 

Das bleibt nicht ohne Resonanz. Und so entwickeln sich in dem Zuge der hellenistischen Einflüsse weitere „ultrarechte Hardliner“. Ca 200 vor Christus schrieb Jesus Sirach ein Buch, das für mich schon gleich zu Beginn des Studiums eine riesige Zumutung war.

Jesus Sirach 25:

„13 Es ist kein Leiden so groß wie Herzeleid. Es ist keine Bosheit so schlimm wie Frauenbosheit. … 15 Es ist kein Gift so stark wie Schlangengift und kein Zorn so bitter wie der Zorn einer Frau. 16 Ich wollte lieber bei Löwen und Drachen wohnen als bei einer bösen Frau. 17 Wenn sie böse wird, verzerren sich ihre Züge, und sie verfinstert ihr Gesicht wie ein Bär. 18 Ihr Mann muss vor Bitterkeit seufzen, wenn er bei seinen Freunden sitzt. 19 Alle Schlechtigkeit ist gering gegen die Schlechtigkeit einer Frau; es geschehe ihr das, was dem Sünder geschieht! 20 Eine schwatzhafte Frau ist für einen stillen Mann wie ein sandiger Weg bergauf für einen alten Mann. 21 Fall nicht auf die Schönheit einer Frau herein, und begehre sie nicht! 22 Es gibt Streit, Beschimpfung und große Schande, wenn eine Frau ihren Mann ernährt. 23 Eine böse Frau schafft ein betrübtes Herz, ein trauriges Angesicht und Herzeleid. Eine Frau, die ihren Mann nicht glücklich macht, lässt seine Hände schlaff werden und lähmt seine Knie. 24 Die Sünde nahm ihren Anfang bei einer Frau, und um ihretwillen müssen wir alle sterben. 25 Lass dem Wasser keinen Weg noch einer bösen Frau ihren Willen! 26 Will sie dir nicht folgen, verstoße sie!“

Das ist ein Text, der bei evangelischen Christen eigentlich keine Bedeutung hat, denn er gehört zu den Apokryphen, hat es nicht in den Bibelkanon geschafft. Im Katholizismus ist er kanonisiert, das heißt, er gehört zum Bibel-Standardprogramm dazu. Vielleicht erklärt das die unterschiedlichen Haltungen der halben Weltbevölkerung gegenüber.

Morgen:

Der Stein kommt ins Rollen: Religion und Frauenfeindlichkeit
Und:
Wie war die Rolle der Frau zu Jesu Zeiten?
Quelle: Sophie Schäfer
Dieser Text wurde zur Vorlage für frauenfeindliche Interpretationen
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