Für mich wurden im Laufe der Zeit vier Geschichten im Neuen Testament immer wichtiger. Sie zeigen, dass Jesus Frauen immer auf Augenhöhe begegnet ist und sie im Hinblick auf seine Sendung nicht anders behandelt hat als Männer.
Wir wissen schon, dass Frauen es zu Jesu Zeiten sehr schwer hatten. Unterschiedliche kulturelle Strömungen und die pauschale Diffamierung von Frauen führten dazu, dass viele Frauen wertlos behandelt wurden und vermutlich viele Frauen sich auch so fühlten.
Aber dann kam Jesus.
Die erste und die zweite Geschichte stehen in dem Evangelium, erzählt von Markus, in Kapitel 5, ab Vers 21 ( = Mk 5,21ff). Beide Geschichten sind ineinander verwoben, gehören zusammen.
Als ich diese Geschichten kennenlernte, mochte ich sie sofort. Besonders die Geschichte vom toten Mädchen mochte ich, weil ich mich mit ihr identifizieren konnte, und weil ich sehr mochte, dass das Mädchen einen Vater hatte, der sich um das Kind sorgt:
Die kleine Tochter des Jairus wird sehr krank und ihr Vater ist verzweifelt. Der Papa möchte gerne, dass seine Tochter geheilt wird. Offensichtlich hängt er an ihr, liebt sie, kümmert und sorgt sich um sie und möchte, dass ihr Leben erhalten bleibt. Er selbst fällt Jesus zu Füßen und bittet ihn sie zu heilen.
Jesus hat ein weiches Herz und geht mit ihm um sie zu heilen. Aber es sind sehr viele Menschen um ihn herum und es ist schwer, sich durch die Menschenmengen zu kämpfen.
Mitten in der Menschenmenge war auch eine Frau, die schon seit 12 Jahren bei ihrer Periode viel zu viel Blut verlor. Sie hatte schon ihr ganzes Geld in Ärzte investiert, aber es war nur schlimmer geworden, nichts hatte geholfen. Nun hoffte sie auf Jesus. Sie hatte großes Vertrauen in Jesus und sagte sich: „Wenn ich auch nur sein Gewand berühre, werde ich geheilt.“ – Mk 5,28.
Sie schafft es, berührt Jesus, und sie wird ihre quälenden Beschwerden los.
Und mehr noch: Als Jesus bemerkt, dass Kraft von ihm ausgegangen ist, will er wissen, wer da nach ihm gegriffen hat. Die Frau erschreckt sich und hat Angst vor der Reaktion Jesu. Aber statt Wut oder Ärger bekräftigt Jesus die Heilung, baut ein verwandtschaftliches Verhältnis zur fremden Frau auf. Sie darf sogar über das Erfahrene reden (Jesus verbietet es ihr nicht), im Gegensatz zu vielen Männern, die Jesus heilt:
„Meine Tochter, dein Glaube hat dich gerettet. Geh in Frieden! Du sollst von deinem Leiden geheilt sein.“ - Mk 5,34
Gott ist ein Gott, der sich berühren lässt. Auch die Probleme von Frauen nimmt Gott ernst und findet sie der Heilung würdig. Das finde ich großartig. Frauenbeschwerden, die sonst (bis heute) eher kleingeredet werden oder gar keinen Raum im öffentlichen Umgang finden, nimmt Jesus ernst.
In der Geschichte wird im Folgenden erzählt, dass die Tochter des Jairus mittlerweile gestorben sei. Jesus sagt schon, dass sie nur schliefe, wird dafür aber ausgelacht. Als Jesus das Haus betritt, sieht er das Kind und ruft: „Talita kum!, das heißt übersetzt: Mädchen, ich sage dir, steh auf! 42 Sofort stand das Mädchen auf und ging umher. Es war zwölf Jahre alt. Die Leute waren ganz fassungslos vor Entsetzen.“ Mk 5,41-42
Auch eine weibliche minderjährige Person, völlig wertlos in der damaligen Gesellschaft, ist es wert von Jesus höchst selbst geheilt zu werden. Die entsetzten Menschen, die die Heilung mitbekamen, durften aber nichts sagen. Warum das so ist, verrät eine der beiden anderen Geschichten morgen.
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