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Es geht auch anders: Jesus und sein Verhältnis zu Frauen, Teil 3 Auferstehung

Mon, 08 Nov 2021 06:40:06 +0000 von Schulpastorin und Notfallseelsorgerin Sophie Schäfer

Nach einem langen Cliffhanger jetzt die Antwort auf die Frage, warum Jesus manche Menschen zum Schweigen aufgefordert hat, andere nicht. 

Einerseits findet sich beim Evangelisten Markus das Phänomen, das viele Theolog*Innen als „Messiasgeheimnis“ bezeichnen. Das heißt: Der Wunder vollbringende Jesus stellt nur die halbe Wahrheit dar. Wer Jesus als von Gott Gesandten verstehen will, braucht die andere Hälfte: Jesus war eben auch einer, der gewaltlos blieb, Leid in Kauf nimmt, qualvoll stirbt und von Gott selbst auferweckt wird. Erst, wer beide Aspekte zusammenhält: Vollmacht und Ohnmacht, der hat verstanden, dass darin das Besondere Jesu liegt. Jesus hat seine Macht nicht gewaltsam durchgesetzt, sondern seine Macht ist die eines liebenden Leisetreters, der Freiheit lässt, niemanden zwingt, der fragt und hört.

Zu Jesu Zeit waren Frauen in rechtlichen Prozessen als Zeuginnen nicht zugelassen. Unabhängig davon wie viele Frauen dasselbe Verbrechen gesehen und übereinstimmend geschildert hätten, ihr Wort hätte in der Rechtsprechung kein Gewicht gehabt. Es brauchte zwei Männer, die etwas aussagen, um einen Verbrecher zu verurteilen. 

Jesus allerdings zeigt sich zuerst Frauen, obwohl ihr Wort gesellschaftlich keinen Wert hat. Das älteste Evangelium ist das des Markus. Er schreibt: 

Mk 16,1 Und als der Sabbat vergangen war, kauften Maria Magdalena und Maria, die Mutter des Jakobus, und Salome wohlriechende Öle, um hinzugehen und ihn zu salben. 

Mk 16,5 Und sie gingen hinein in das Grab und sahen einen Jüngling zur rechten Hand sitzen, der hatte ein langes weißes Gewand an, und sie entsetzten sich.

7 Geht aber hin und sagt seinen Jüngern und Petrus, dass er vor euch hingeht nach Galiläa; da werdet ihr ihn sehen, wie er euch gesagt hat. 

9 Als aber Jesus auferstanden war früh am ersten Tag der Woche, erschien er zuerst Maria Magdalena, von der er sieben Dämonen ausgetrieben hatte.

Hier geht’s zum Kapitel:

Frauen sind also die ersten, die den Auferstandenen sehen. 

Der männliche Autor Markus hätte das ändern können, weil das Wort der Frauen keinen Wert hätte. Er hätte Männer zu den ersten Zeugen machen können. Paulus tut das und lässt Frauen weg. In seinem ersten Brief an die Korinther, Kapitel 15, Vers 3 schreibt Paulus nur von männlichen Zeugen der Auferstehung. Das verändert die ganze Botschaft. Der „älteste Evangelist“ Markus hat es nicht getan. Damit erfahren Frauen eine Aufwertung. Denn die Frauen werden nicht nur die ersten Zeuginnen des Auferstandenen, sondern sie bekommen sogar den Auftrag, von ihrer Begegnung mit dem Christus zu erzählen. 

Natürlich kann man darüber diskutieren, ob der Jüngling wirklich Jesus war oder nicht. Dass Jesus als Auferstandener nicht erkannt wird, ist ein Motiv, das man auch von den Emmausjüngern kennt. Dass allerdings Markus die Frauen und die LeserInnen auf Emmaus verweist, kann man als Verweis auf den Anfang des Evangeliums verstehen. Wer nun nochmal mit Jesus auf die Reise geht und das Markusevangelium von Anfang an liest, kann es verstehend lesen, weiß, warum Menschen erst einmal noch nichts erzählen sollen und erkennt, dass es der Auferstandene ist, der seine Lieben nicht alleine lässt.

Ich denke, die Kraft der Begegnung mit Christus spricht für sich. Und es ist gut, dass Frauen als Zeuginnen etwas zugetraut wird. Es gibt keinen Grund, ihnen weniger zu glauben als Männern.
Quelle: Sophie Schäfer
Das Wort der Frauen sei genauso wertvoll wie das der Männer. So ist es oft nicht, aber so werde es.
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