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Männer als Krone der Schöpfung: 3. Die Frau - der Weg vom Menschen zum Objekt, Teil 1

Tue, 05 Oct 2021 22:00:00 +0000 von Schulpastorin und Notfallseelsorgerin Sophie Schäfer

Obwohl das Buch Jesus Sirach nur auf griechisch, nicht auf hebräisch erschienen ist, und obwohl es weder im Judentum noch bei den reformatorischen Christen kanonisiert wurde, hatte der frauenfeindliche Tenor eine unglaubliche Durchschlagskraft. Jesus Sirach war es, der ausschließlich Frauen für das Böse in der Welt verantwortlich machte.

Zu Jesu Zeiten und davor waren Frauen durchaus in religiösen Ämtern vertreten. Im Neuen Testament wird viel davon berichtet, dass Jesus mit Frauen spricht und Frauen zu seinen Schülerinnen zählen. Denn diese zwei-Klassen-Menschheit gibt es bei Jesus nicht. Jesus diskriminiert niemanden aufgrund seines Geschlechts. Das wird ganz deutlich in dem alten Brief, den Paulus an seine Gemeinde in Galatien richtet.

In dem Brief an die Galater, Kapitel 3 heißt es: 
25Da nun der Glaube gekommen ist, sind wir nicht mehr unter dem Zuchtmeister. 26Denn ihr seid alle durch den Glauben Gottes Kinder in Christus Jesus. 27Denn ihr alle, die ihr auf Christus getauft seid, habt Christus angezogen. 28Hier ist nicht Jude noch Grieche, hier ist nicht Sklave noch Freier, hier ist nicht Mann noch Frau; denn ihr seid allesamt einer in Christus Jesus. 29Gehört ihr aber Christus an, so seid ihr ja Abrahams Nachkommen und nach der Verheißung Erben."

Gehört jemand zu Christus, macht er, wie Christus, keine qualitativen Unterschiede zwischen Menschen. Er sieht alle Menschen als Ebenbilder Gottes. 

Paulus ist ein (später: christusgläubiger) Jude, der beim Thema Sünde ganz in der jüdischen Tradition bleibt. Wie auch die Alten Propheten (zum Beispiel Amos) sieht er Sünde nicht im geschlechtlichen, sondern im politischen Bereich: Wo Menschen benachteiligt, ausgenutzt, getötet werden. 

Trotzdem gibt es diese frauenfeindlichen Stimmen auch kurz nach Jesu Zeiten. So gibt es frauenfeindliche Interpolationen im Neuen Testament, also Einträge, die den Schriften nachträglich zugefügt wurden. Wenn man das aber weiß, verlieren Sätze wie "Das Weib schweige in der Gemeinde" an Bedeutung. Sie haben kein Fundament, spiegeln nicht Jesu Erbe, sondern die Meinung männlicher Individuen der damaligen Zeit wider.

Im Laufe der Zeit wurde Jesus immer mehr zu Gott höchst selbst gemacht. Allerdings ist die Personifikation Jesu als Gott ähnlich problematisch wie die Personifikation Adam und Evas. Die Aussage "Gott ist ein Mann" ist falsch. Gott hat sich in besonderer Weise in Jesus offenbart, aber Gott ist mehr als Jesus. Gott ist nicht tot, denn Gott war es, der Jesus auferweckte. Gott ist abstrakt und der Schöpfer des Mannes UND der Frau. 
Quelle: Sophie Schäfer
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