Lieber Heiko,
vielen Dank für Deine Mail. Wenn ich sie lese, spüre ich die Verzweiflung, dass Du mit Deinem Vater nicht über Gefühle reden kannst. Wie gerne würdest Du ihm von Deiner Homosexualität, Deine Liebe, Deinem Liebeskummer erzählen. Aber er blockt ab und geht auf nichts von dem, was Du sagst, ein. Mehr noch, Du spürst, dass er diese Themen gar nicht zulässt, nicht hören möchte. Ich verstehe gut, dass das wehtut, weil Du Dein tiefstes Inneres, Deine Liebe und Deinen Schmerz, nicht mit Deinem Vater teilen kannst. Ich weiß nicht, warum das so ist. Aber auch ich kenne Menschen, mit denen es nicht möglich ist über Gefühle zu reden. Ich stelle mir das so vor:
Ähnlich wie ein Schwimmer muss auch jeder Mensch permanent in Bewegung bleiben um nicht unterzugehen. Es gibt Schwimmer, die richtig gut sind und sogar im Freiwasser entspannt bleiben, die schwimmen und tauchen und sich das Wasser als Element zu eigen machen. Und es gibt Schwimmer, die sich nicht so viel zutrauen und schnell verängstigt sind. Sie werden nicht tauchen, weil sie nichts mehr sehen und keine Luft bekommen. Was ist, wenn sie die Richtung verlieren und nicht mehr wissen, wo oben und unten ist, und womöglich nicht mehr rechtzeitig auftauchen? Unter Wasser zu sein ist undenkbar, denn Leben ist da für sie nicht möglich.
Ich kann mir vorstellen, dass Dein Vater ein eher unsicherer Schwimmer ist. Ich weiß nicht, wie es dazu kam, was ihn unsicher werden ließ. Vielleicht war es eine verletzende, bedrohliche Erfahrung oder die Erziehung durch seine Eltern damals. Wie viele andere Menschen braucht er die Oberfläche um zu überleben. Dementsprechend kann man mit ihm über Oberflächlichkeiten reden, aber nicht unbedingt über Tiefgehendes. Es könnte sein, dass ihm das die Luft zum Atmen nimmt. Vermutlich hat er das "Tauchen" vermieden und keine Erfahrungen gesammelt über Gefühle zu reden. Es könnte ihn schlankweg überfordern.
Das muss aber in keiner Weise böse gemeint sein. Er kann Dir zugetan sein, auch wenn er Deiner Erwartung nicht gerecht werden kann. Achte darauf, wie er sich Dir gegenüber verhält. Versucht Dein Vater anderweitige Annäherungsversuche zu machen? Er ist vielleicht kein Profitaucher, dafür könnte er Dich auf seine Rettungsinsel mitnehmen und mit Dir den Ozean betrachten. Soll heißen: Du kannst mit ihm vielleicht nicht über Deine Gefühle reden, aber schau, wo er sich sicherfühlt und wohlfühlt. Vielleicht ermöglicht Euch das eine gute Zeit zusammen. Dann könntet Ihr vielleicht verbindende Gefühle erleben, ohne darüber zu reden.
Lieber Heiko, ich wünsche Dir und Deinem Vater eine gute Zeit und wachsende Verbundenheit!
Herzliche Grüße
Sophie Schäfer
vielen Dank für Deine Mail. Wenn ich sie lese, spüre ich die Verzweiflung, dass Du mit Deinem Vater nicht über Gefühle reden kannst. Wie gerne würdest Du ihm von Deiner Homosexualität, Deine Liebe, Deinem Liebeskummer erzählen. Aber er blockt ab und geht auf nichts von dem, was Du sagst, ein. Mehr noch, Du spürst, dass er diese Themen gar nicht zulässt, nicht hören möchte. Ich verstehe gut, dass das wehtut, weil Du Dein tiefstes Inneres, Deine Liebe und Deinen Schmerz, nicht mit Deinem Vater teilen kannst. Ich weiß nicht, warum das so ist. Aber auch ich kenne Menschen, mit denen es nicht möglich ist über Gefühle zu reden. Ich stelle mir das so vor:
Ähnlich wie ein Schwimmer muss auch jeder Mensch permanent in Bewegung bleiben um nicht unterzugehen. Es gibt Schwimmer, die richtig gut sind und sogar im Freiwasser entspannt bleiben, die schwimmen und tauchen und sich das Wasser als Element zu eigen machen. Und es gibt Schwimmer, die sich nicht so viel zutrauen und schnell verängstigt sind. Sie werden nicht tauchen, weil sie nichts mehr sehen und keine Luft bekommen. Was ist, wenn sie die Richtung verlieren und nicht mehr wissen, wo oben und unten ist, und womöglich nicht mehr rechtzeitig auftauchen? Unter Wasser zu sein ist undenkbar, denn Leben ist da für sie nicht möglich.
Ich kann mir vorstellen, dass Dein Vater ein eher unsicherer Schwimmer ist. Ich weiß nicht, wie es dazu kam, was ihn unsicher werden ließ. Vielleicht war es eine verletzende, bedrohliche Erfahrung oder die Erziehung durch seine Eltern damals. Wie viele andere Menschen braucht er die Oberfläche um zu überleben. Dementsprechend kann man mit ihm über Oberflächlichkeiten reden, aber nicht unbedingt über Tiefgehendes. Es könnte sein, dass ihm das die Luft zum Atmen nimmt. Vermutlich hat er das "Tauchen" vermieden und keine Erfahrungen gesammelt über Gefühle zu reden. Es könnte ihn schlankweg überfordern.
Das muss aber in keiner Weise böse gemeint sein. Er kann Dir zugetan sein, auch wenn er Deiner Erwartung nicht gerecht werden kann. Achte darauf, wie er sich Dir gegenüber verhält. Versucht Dein Vater anderweitige Annäherungsversuche zu machen? Er ist vielleicht kein Profitaucher, dafür könnte er Dich auf seine Rettungsinsel mitnehmen und mit Dir den Ozean betrachten. Soll heißen: Du kannst mit ihm vielleicht nicht über Deine Gefühle reden, aber schau, wo er sich sicherfühlt und wohlfühlt. Vielleicht ermöglicht Euch das eine gute Zeit zusammen. Dann könntet Ihr vielleicht verbindende Gefühle erleben, ohne darüber zu reden.
Lieber Heiko, ich wünsche Dir und Deinem Vater eine gute Zeit und wachsende Verbundenheit!
Herzliche Grüße
Sophie Schäfer
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