© Sophie Schäfer

menschlich

Thu, 19 Aug 2021 19:26:05 +0000 von Schulpastorin und Notfallseelsorgerin Sophie Schäfer

Liebe Frau S,

danke für Ihre Email. Sie haben Recht, wir kannten uns bislang nicht. Aber es macht micht traurig zu lesen, dass die Kontaktaufnahme Ihnen deshalb so unangenehm ist, denn ich freue mich über Ihre Email, weil ich glaube, dass es gesund und richtig ist, über Sorgen zu sprechen. Sie machen alles richtig!

Sie sagen, dass Sie manchmal Ihre Enkelin anrufen und die Stimme vom Tonband schon beruhigend finden. Und Sie sagen, dass das traurig sei. Ich finde das in erster Linie menschlich. Jeder Mensch sehnt sich nach Antworten. Aber auch nach dem Gehörtwerden. Das kann der Anrufbeantworter ja nicht. Deshalb ist es gut, dass wir ins Gespräch kommen. 

Sie schreiben, dass Sie sich einsam fühlen und gar nicht mehr wissen, für wen Sie sich überhaupt schön machen sollen. Ich verstehe gut, dass diese Situation sehr belastend sein muss. Manchmal ist es die Motivation, manchmal ist es auch die Kraft, die fehlt. Ich frage mich, wie das bei Ihnen ist, und wie lange es Ihnen schon so schlecht geht. Hätten Sie die Kraft sich schön zu machen - für sich selbst, für Ihr eigenes Körpergefühl? Manchmal fehlt die Kraft so sehr, dass das bloße Aufstehen schon als Tagesleistung durchgeht. Dann ist es Zeit den Hausarzt aufzusuchen und mit ihm darüber zu reden. 

Können Sie Freude empfinden, wenn Sie daran denken Freunde zu treffen? Könnte das ein Grund sein aufzustehen? Könnte ein Haustier ein Grund sein oder werden? Noch ist mir ganz Vieles nicht klar, aber ich würde mich sehr freuen wieder von Ihnen zu hören. 

Herzliche Grüße!

Sophie Schäfer
Quelle: Sophie Schäfer
Geteiltes Leid ist halbes Leid. Ich mag diesen Stein im Innenhof der Hildesheimer Michaeliskirche sehr, sehr gerne. Die Skulptur (ich deute das als Jesus mit Mama Maria in Herzform) drückt so viel Zärtlichkeit und Innigkeit aus. Nähe trägt.
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