© Sophie Schäfer

Was ist eigentlich... Abendmahl? - Teil 2

Thu, 26 Aug 2021 15:30:20 +0000 von Schulpastorin und Notfallseelsorgerin Sophie Schäfer

Alles Hokuspokus?

Was passiert also eigentlich beim Abendmahl, wie geht das? 

Zum Abendmahl gehen Menschen nach vorne in den Altarraum. Das ist der Teil der Kirche, der nach Osten, also in den Orient weist (aus dem Kirchenbau kommt übrigens unser Substantiv „Orientierung“), der etwas erhöht ist (= Lat.: altare). Außerdem ist im Altarraum meistens ein großer Tisch mit frischen Schnittblumen (das „Opfer“), die Osterkerze und ein Kreuz zu sehen. 

Der Pfarrer/Die Pfarrerin erinnert von dort aus in der Liturgie (den gesprochenen oder gesungenen Worten) daran, dass wir das Abendmahl in Jesu Auftrag feiern. 

Früher war die Messe ja noch auf Latein, bis Luther darauf bestand, dass die Gottesdienstbesucher auch verstehen sollen, was sie hören und sagen. Das war ihm wichtig, weil er als Professor erstmals die Mündigkeit und das Verantwortungsbewusstsein aller Christenmenschen in den Vordergrund stellte. 

Offenbar wurde damals das Abendmahl nicht verstanden, denn wenn der Pfarrer die lateinischen Einsetzungsworte (siehe voriger Artikel) sprach (hoc est corpus meus - dies ist mein Leib/ Körper), verstanden die Leute nur "Hokuspokus". ... 

Weil sowohl Abendmahl als auch Taufe auf Jesus selbst zurückgehen, sind das in der evangelischen Kirche Sakramente. Also das sind die wichtigsten Rituale im religiösen Leben eines Christen/einer Christin. 

Wenn der Pfarrer dann die Gemeinde nach vorne ruft, damit sie erfahre, dass Gott es gut meint mit seinen Menschen, ist es Zeit nach vorne zu gehen.

Die Anzahl der Menschen, die im Altarraum vorne Abendmahl feiert, variiert je nach Größe der Kirche. Alle stehen in einem Halbkreis. Wenn mehr Leute in der Kirche sind als Menschen vorne Platz haben, werden mehrere Durchgänge gemacht, bis alle Gottesdienstbesucher Abendmahl feiern konnten, die wollten.

Wenn Brot und Wein (eigentlich meistens Traubensaft, sofern nicht anders gekennzeichnet) nacheinander ausgeteilt werden, wird jedem Teilnehmer etwas zu-gesprochen – zum Beispiel: „Brot des Lebens, für Dich gegeben.“ Oder: „Kelch des Heils, für Dich gegeben.“

Beim Abendmahl denke ich unweigerlich an die nette Anekdote, die ich im Laufe meiner Ausbildung als Pastorin von meinem Mentor hörte. Damals kursierte gerade das EHEC-Virus. Deshalb bekamen alle Abendmahlsfeiernden kleine transparente Plastikbecher. Nichts passierte. Niemand trank. Und ja, es stimmt, die Becher erinnern sehr stark an Schnapsbecher. Und man könnte aus Höflichkeit auf ein Prost warten, als Signal, dass es losgeht. Beim Abendmahl ist das alles etwas anders, da antwortet jeder Empfangende „Amen“ und kann dann sofort loslegen und trinken oder essen. Es macht allerdings nicht satt, sondern hat in erster Linie symbolischen Charakter. Dazu morgen mehr in Teil 3!
Quelle: Sophie Schäfer
Blick Richtung Altarraum in der Michaeliskirche Hilsdesheim
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