© Sophie Schäfer

Resume Weltfrauentag 8.3.22

Tue, 08 Mar 2022 23:00:00 +0000 von Schulpastorin und Notfallseelsorgerin Sophie Schäfer

Ich erinnere mich, dass 1994 Lucilectric mit ihrem Lied „Mädchen“ in den Charts war. Ich war klein und sehr verunsichert, ob das, was sie da sang, so stimmte. 

„Was'n das für'n wundervoller Hintern,
 der daneben an dem Tresen steht ?
 Und der Typ, der da am Hintern noch wo dran ist,
 hat sich grade zu mir umgedreht.
 Und ich lach' ihn zu. Oh Prima !
 Den nehm' ich nach Hause mit,
 und da lehn' ich mich zurück und lass' den Mann den ersten Schritt.
 
 Refrain:
 Mir geht's so gut, weil ich'n Mädchen bin.
 Weil ich'n Mädchen bin.
 Komm' doch mal rüber Mann, und setz' dich zu mir hin, weil ich'n Mädchen bin, weil ich'n Mädchen bin.
 Keine Widerrede Mann, weil ich ja sowieso gewinn'.
 Weil ich'n Mädchen bin.
 
 Und der Hintern kauft mir viele schöne Sachen,
 und dann läd' er mich zum Essen ein.
 Klar lass' ich mich auch ganz ohne Kohle küssen.
 Doch wenn er meint das muss so sein,
 sag ich nicht "Nein!".
 
 Refrain:
 Ich bin so froh, dass ich'n Mädchen.
 Dass ich'n Mädchen bin.
 Komm' doch mal rüber Mann, und setz' dich zu mir hin, weil ich'n Mädchen bin, weil ich'n Mädchen bin.
 Keine Widerrede Mann, weil ich ja sowieso gewinn'.
 Weil ich'n Mädchen bin.
 Komm' doch mal rüber Mann, und setz' dich zu mir hin, weil ich'n Mädchen bin, weil ich'n Mädchen bin.
 Keine Widerrede Mann, weil ich ja sowieso gewinn'.
 Weil ich'n Mädchen bin.
 
 Und nach'm Essen geh'n wir Kaffee bei ihm trinken.
 Und der Schweiß, der steht ihm im Gesicht.
 Ob's der Größte, der's am längsten kann von Allen, heute Nacht auch wirklich hält was er verspricht ?!“
 
Weiblichkeit wurde in ihrem Lied mit dem Genuss bestimmter Privilegien verbunden. Das erleben sicherlich viele Frauen nicht so. Mittlerweile sind fast 30 Jahre vergangen, und der Inhalt des Liedes ist völlig überholt. Und trotzdem steht es irgendwie sinnbildlich dafür, dass Frauen privilegiert seien. Privilegiert, schwere körperliche Arbeiten wie Bauarbeiten Männern zu überlassen. Privilegiert, heute in unserer Gesellschaft alles machen zu „dürfen“. Privilegiert, jetzt in der Ukraine nicht kämpfen zu müssen.  

Dabei wird so vieles übersehen. 

Der weibliche Körperbau ist per se anders als der eines Mannes und für körperliche Schwerstarbeiten oft weniger geeignet. Es ist kein Privileg sich eine Arbeit zu suchen, die dem jeweiligen Menschen mehr entspricht. Von Männern wiederum würde auch niemand erwarten, dass sie ihren Körper gebärfähig umfunktionieren. 

Es ist ein ganz großes Missverständnis, Dankbarkeit von Frauen zu erwarten, dass sie Männern gleichgestellt sind. Allein diese Forderung nach Dankbarkeit zeigt, dass die Gleichstellung bei manchen noch nicht angekommen ist. 

Den ungehemmt frauenfeindlichen Ton merkt man auch in den Foren großer Online-Nachrichtenseiten. Wo auch immer Frauen ihre weibliche Sicht darlegen und feststellen, wo sie geschlechtsbezogene Diskriminierung erfahren, gibt es unzählige Foristen, die das Anliegen lächerlich machen, Männer genauso beeinträchtigt sehen, oder ihre eigene vermeintliche Überlegenheit präsentieren müssen. Weibliche Foristen werden kaum ernst genommen, oft beleidigt und (im Gegensatz zu Männern) aufgefordert, ihre These zu belegen. Als Frau ist es nach wie vor oft nötig besser zu sein als männliche Mitstreiter und zudem noch das Glück zu haben, dafür keine Abwertung zu erfahren.

Wir brauchen Männer, die in Frauen ein Gegenüber sehen, keine Konkurrenz, die unbedingt kleiner gehalten werden muss. Es gibt durchaus Frauen in der Ukraine, die ihre Männer und Heimat nicht verlassen wollten und dort geblieben sind. Einige von ihnen kämpfen auch. 

Und dabei darf man nicht vergessen, dass auch hier die Physis von Frauen den Unterschied macht. Denn im Gegensatz zu Männern werden Frauen in Kriegen oft vergewaltigt. Zum Frauentag heute hörte ich auf NDR-Info, dass das gerade auch der Fall sei, wenn auch die Berichte noch nicht bestätigt werden konnten.

Es macht einen Unterschied, ob man als Mann oder als Frau in diese Welt hineingeboren wird. Wer das anerkennt, hat schon einen großen Schritt Richtung Sensibilisierung getan. Das ist die Basis jeder Veränderung. Und die ist dringend nötig:

https://www.zeit.de/gesellschaft/2022-03/frauenrechte-amnesty-international-taliban-coronavirus-ostukraine-agnes-callamard-bericht
Quelle: Sophie Schäfer
Es werde licht
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