Am 31. Oktober 1517 wagte es Martin Luther, seine Ideen für eine an Christus orientierte Kirche öffentlich zu machen. Bekannt ist das unter den 95 Thesen, die Luther an die Wittenberger Kirchentür hämmerte. Unabhängig davon, wie genau Luther seine (eigentlich nicht ganz 95) Thesen veröffentlicht hat, so waren sie doch sehr wirkmächtig und haben in Gang gesetzt, was wir heute als selbstverständlich empfinden (siehe Artikel von gestern). Für Luther hatte diese Entscheidung eine große Tragweite: Mit der Veröffentlichung seiner Ideen fiel er in große Ungnade und hatte es im Folgenden mit sehr mächtigen Gegnern zu tun.
Manchmal werden Rufe laut, dass die Kirche sich doch ganz zurückziehen und gar keinen Einfluss mehr haben sollte. Man sei so atheistisch, dass Religion keinen Platz mehr habe.
Das ist interessant, wenn man bedenkt, dass diese Rufe überhaupt erst durch die widerständige Arbeit eines Theologieprofessors namens Martin Luther ermöglicht worden sind:
1. Voraussetzung des konfessionellen Zeitalters
Zu Luthers Zeiten kam eine „Religionsfreiheit“ nicht in Frage. Man war katholisch oder vogelfrei. Es gab keinen Pluralismus und keine akzeptierten anderen Religionen bzw. Konfessionen. Durch Luthers Widerständigkeit sind – völlig ungeplant – ganz neue Gruppierungen zustande gekommen, die den christlichen Glauben völlig anders als die bis dahin allgemeine (katholische) Kirche interpretierten. Dass wir unterschiedliche Konfessionen haben, anerkennen, und die Wahl einer negativen Religionsfreiheit haben, ist Resultat der Reformation.
2. Trennung von Kirche und Staat
Auch dass in unseren christlich geprägten Gefilden Staat und Kirche getrennt voneinander agieren, ist ein wirkungsgeschichtliches Resultat der Zwei-Reiche-Lehre Martin Luthers. Er hat schon damals erkannt, dass es für die Friedenserhaltung sinnvoll ist, die Gesetze des Staates von denen der Kirche zu trennen.
3. Eintritt ins ethische Nachdenken und situative Abwägen
„Hier stehe ich. Ich kann nicht anders. Amen.“ Dieser Satz, den Luther auf dem Reichstag zu Worms sprach, ist bis heute recht bekannt. Er veranschaulicht eindrücklich, dass eigene Gewissensentscheidungen und die eigene Verantwortung über kirchlich vorgegebene Dogmen siegen. Damit alle Christ*Innen mündig ihr eigenes Gottesverhältnis ausbilden können, verstehen, worum es im Glauben wirklich geht, und daraus resultierend auch eigenverantwortlich handeln können, übersetzte Luther die Bibel in die Sprache des Volkes: Deutsch. Sein Verständnis des Glaubens durch ein persönliches Gottesverhältnis war natürlich auch ein sehr direkter Angriff auf kirchliche Autoritäten. Sie hatten mit ihren Vorgaben bis dato die Kontrolle und Macht über das gesamte (öffentliche) Leben der Menschen. Luther rückte also in den Fokus, dass jeder Einzelne ein eigenes Verhältnis zu Gott pflegen kann und dafür auch keine (kirchlichen) Mittler braucht. Das Individuum gewinnt Macht durch Mündigkeit und Übernahme der Eigenverantwortung, Treffen von Gewissensentscheidungen.
All das ist Erbe der Reformation – christliches Erbe.
Aber was ist denn nun am Reformationstag passiert?
ja. Man kann Theologie komplett ohne Vorwissen studieren. Geht problemlos. Es gibt keinen Aufnahmetest und keinen NC. Aber wenn Du wirklich nichts weißt, musst Du eine ganze Zeit lang damit leben, dass so ziemlich jeder Kommilitone mehr weiß als Du. Jedenfalls war das bei mir der Fall. Niemand wusste weniger als ich. Und natürlich kannst Du schnell aufholen. Nach zwei Jahren fällt nichts mehr auf. Mit dem Übersetzen biblischer Bücher wächst auch das Wissen. Bei mir war es so, dass ich im Hinblick auf die Theologie sehr unsicher blieb darum schwieg. Ist aber gar nicht so irrsinnig geschickt und auch nicht empfehlenswert, weil / wenn man später einen Sprechberuf hat.
Nein, ich bedaure nichts. Und trotzdem weiß ich manchmal nicht, ob es bekloppt war, etwas zu studieren, was überhaupt nicht meinen „Stärken“ entsprach. Zur Theologie als Geisteswissenschaft hatte ich lange nicht wirklich einen Draht.
Im Nachhinein bin ich dankbar für all die Kämpfe mit Gott, für die Zweifel, die Abgründe und auch für die Kraft, die Zuversicht und die hoffnungsvollen Momente, die ich durch die theologische Auseinandersetzung erlebt und gewonnen habe. Es hat mich wachsen lassen. Aber natürlich kann Wachstum sehr schmerzhaft sein.
Nein. Ist vielleicht enttäuschend, aber ich bin die letzte, von der ich sagen würde, dass sie Ahnung vom Leben oder von Gott hat. Ich habe Jesus nicht getroffen, ich habe keine Visionen gehabt und ich habe keine Ahnung, warum das Leben so erdrückend schwer sein kann. Für manchen Schmerz gibt es keine Linderung. Ich stehe mit leeren Händen vor Gott. Ich will Gott dienen, für meine Mitmenschen da sein. Ich vertraue Gott, aber ich verstehe ihn nicht.
Ich schätze die Gestaltungsfreiheit an meinem Beruf. Ich mache echt viele unterschiedliche Sachen und fühle mich ausgelastet und glücklich.
Außerdem mag ich meine Kollegen und Kolleginnen sehr gerne und ich schätze die Zuverlässigkeit und das Arbeiten am gemeinsamen Ziel der tätigen Nächstenliebe.
Dir wünsche ich einfach, dass Du auf Dein Herz hörst. Mose wollte auch nicht sofort, als Gott ihn rief. Jesaja auch nicht. Jeremia auch nicht. Jona sowieso nicht. Aber Gott findet seine Wege. Hör auf Dein Herz. Gott spricht zu Dir durch Dein Herz.
Ein Priester als kirchlicher Amtsträger in Deutschland ist immer katholisch. DIe Bezeichnung kommt vom griechischen Wort Presbyter (Vorsteher).
Ich denke, in erster Linie ist die Frage, ob "Pastor" oder "Pfarrer" eine regionale. Im katholisch geprägten Süden spricht man auch bei evangelischen Amtsträgern eher von Pfarrern (kommt von dem Wort "Pfarrherr", ein Mann, der eine Pfarrei verwaltete), im Norden eher von Pastoren (Pastor = latein: Hirte).
Es ist ziemlich egal, ob man evangelische Geistliche als Pastor oder Pfarrer bezeichnet.