Glaube - Liebe - Hoffnung

Ja, seit gestern ist Fastenzeit.
In der Zeit geht es um bewusstes Erleben. 
Manche Leute verzichten auf etwas, das ihnen lieb ist.
Das ist freiwillig.
Deshalb ist es nicht nötig zu leiden, denn man kann ja auch wieder aufhören.

In dieser Zeit kann Fasten auch das Tun von etwas sein.
Jeden Tag eine gute Tat.
Aufmerksam sein für Bedürftigkeiten um mich herum.
Wach sein. 
Da sein.
Auch das ist bewusstes Leben.
Fasten.
Gott zuliebe.

Im Grundstamm ein spannungsvolles Warten. Ein Erwarten. 
Im Piel ein Hoffen, ein Harren, auf Menschen, aber besonders auch auf Gott.
qwh ist Hoffen auf Hebräisch – quowe(j) das Partizip constructus.
Wo die Worte wegbleiben, bleibt ein Harren auf Gott. 

Warten auf Frieden.
Erwarten, dass Gott einlenkt. Weisheit schenke, dem Wahnsinn ein Ende setze.
Hoffen, dass werde, 
was im Moment nicht ist und in so weiter Ferne scheint.

Mein Herz hofft unermüdlich,
das sei mein Gebet in dieser Zeit.

Er fror. Das sah man. Er zitterte am ganzen Körper. Sie hatte sofort den Impuls dem Mann ihren Mantel zu geben. Aber er war groß und sie war klein. Es passte vorne und hinten nicht, das wäre albern. Sie litt mit dem Mann. Ratlos, was sie jetzt tun könnte, aber erleichtert, dass er sich im Bus etwas aufwärmen konnte. Sofort stand sie auf und bat ihm ihren Platz an. Es war ein angenehmer Platz, denn er schützte vor der Zugluft, die durch das permanente Öffnen der Türen den Eingangsbereich auskühlen ließ. Er setzte sich, sie blieb neben ihm, stand. Sie wich ihm nicht von der Seite. Als wollte sie ihn beschützen. Zum Glück war er jetzt in der Wärme.

Dann kam er. Ein großer Mann, von ähnlicher Statur wie der halbnackte Mann. Mit bestimmten Schritten ging er auf den frierenden Mann zu. Er fragte nicht. Er sagte nichts. Er zog seine Winterjacke und seinen Pullover aus und half dem Mann beim Anziehen. Erst den Pullover, dann die Winterjacke, zuletzt noch die Mütze. Nun stand der Mann selbst im T-Shirt da. Was für ein Held, was für ein Engel, was für eine große Tat. Sie spürte eine große Wärme. Als wäre sie selbst eingekleidet worden. Der beherzte Mann hatte nicht nur den frierenden Mann gerettet. 

Es ging ihr nicht gut. Ärger auf der Arbeit, Stress mit dem Freund und neuerdings die große Unsicherheit, ob sie angesichts der katastrophalen globalen Klimalage und all der Kriege und Krisen überhaupt Kinder haben wollte. Wäre es nicht verantwortungslos neues Leben in diese kaputte Welt zu setzen? Sie war zutiefst verunsichert, etliche Gedanken drängten sich ihr auf, wechselten sich ab. Innerlich war sie unruhig, ihr Körper saß unbewegt im Bus. Gut, dass niemand sehen konnte, was in ihr vorging. 
Immerhin hatte sie den letzten Fensterplatz ergattert. Sie schaute raus und sah die Bäume an. In diesem Jahr verloren sie ihre Blätter sehr früh. Die Schönheit der Bäume blies der Wind einfach weg. Es brauchte gar keine große Anstrengung um die Bäume nackt dastehen zu lassen. 
Der Bus hielt wieder an. Ein Mann stieg ein und riss sie aus ihren Gedanken. Mit freiem Oberkörper stand er da, mitten im November. 

Wieder nichts eigenes, aber etwas Schönes. Ein kreativer Mann hat eine naheliegende Vorgeschichte zu besonderen Tierfotos gemalt. Viel Spaß! 

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Danke für Ihr Interesse und bis demnächst!