Wie etwas erklären, was die menschliche Sprache nicht vorsieht? Wie für etwas begeistern, was für die menschliche Vorstellungskraft abstrakt bleibt?
Es ist nicht leicht, den Funken überspringen zu lassen, aber jeder Versuch ist lohnenswert.
Raum und Zeit gehören zusammen. Das wissen wir seit jeher, weil wir zu jeder Zeit irgendwo waren. Umgekehrt sind wir nirgendwo jemals zeitlos. Was ist, ist an die Bedingungen von Raum und Zeit gebunden. Den Raum verbinden wir seit jeher mit Richtungen – mit Höhe, Tiefe, Breite. Raum (Höhe, Breite, Tiefe) und Zeit zusammen sind quasi vier Dimensionen, die man zusammen Raumzeit nennt. Die Masse der Himmelskörper kann die Raumzeit in ihrer Umgebung krümmen. Theoretisch kann man sich das vorstellen wie eine Ausdehnung, deren Fläche größer wird. Die Zeit vergeht dann etwas langsamer. Raum und Zeit sind also aneinander gebunden und damit relativ.
Und nun kommt das Licht. Das bringt alles durcheinander.
Was ist paradoxer als Licht? Licht ist Welle, aber nicht nur Welle. Will man das Licht betrachten, ist das Licht ein Teilchen. So ist Licht Teilchen und Welle zugleich, je nachdem wie man es betrachtet.
Licht hat keine Masse. Daher ist Licht in der Lage sich mit Lichtgeschwindigkeit zu bewegen. Daher rast ein Lichtstrahl durch den Raum. Wo dies allerdings der Fall ist, steht die Zeit still. Das wiederum hat zur Konsequenz, dass auch der Raum in sich quasi aufgelöst ist. Ein Photon ist und ist nicht.
Das finde ich sensationell.
Es gibt so vieles, das Menschen noch nicht entdeckt haben. So viele Widersprüche, die zum scheinbar Alltäglichen dazugehören. Alles Einfache wird immer komplexer, je näher man sich damit befasst.
Ein räumliches Zeitverständnis finde ich ziemlich genial und irrsinnig viel tröstlicher als ein banal Lineares. Es vermag mehr zu verbinden, was in weiter Entfernung scheint, weil es die Grenzen aus Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft sprengt.
Ich glaube, dass Liebe, ähnlich wie das Licht, eine Energie ist, die quantenartig Raum und Zeit überwindet, aber darin nicht verloren geht.
Zeit ist nicht das, was wir gemeinhin als solche wahrnehmen.
Wie trügerisch ist unsere innere Uhr! Manchmal vergeht Zeit schnell, manchmal zieht sie sich wie ein Kaugummi. Als wäre es gestern gewesen - so fühlt es sich an, wenn ich an meinen Urlaub in Israel denke.
Allerdings ist das 15 Jahre her. In Israel lernte ich folgendes Lied kennen. Es geht mir bis heute sehr zu Herzen, und besonders die Aufnahme von Hagevatron mag ich extrem gerne.
Hagevatron: Yerushalayim shel zahav (Jerusalem aus Gold)
Ein Lächeln zeigt dem Gegenüber, dass man zugewandt ist. Ein Lächeln ist gut, sobald ich ein Gegenüber habe, dem ich es schenken kann. Ein Foto ist ein Bild und als solches nicht fähig zu einem Gegenüber, denn eine tatsächliche Begegnung kommt nicht zustande. Sagt das Foto also eher etwas über mich aus? Ist das Foto-Dauerlächeln auch ein Grund dafür, dass "happy shiny faces" der Standard sind, und die meisten Menschen auf die Frage "Wie gehts?" am liebsten "gut" hören möchten?
Fotos ohne Lächeln? Geht das? Wie sehen Sie das? Geht nicht auch ein grundsätzlich freundlich zugewandter und dennoch ernster Blick?
In der Grundschule mussten wir ein Theaterstück aufführen. So schrecklich der Auftritt auch in der kleinsten Nebenrolle für mich war, so bereichernd ist mir die Geschichte für mein ganzes Leben geworden.
Leo Lionni schrieb diese kurze und wirklich schön illustrierte Erzählung von dem kleinen Mäuserich Frederick.
Im Sommer, wenn die anderen Mäuse alle fleißig sind und arbeiten, um genug Essensvorräte für den Winter zu haben, liegt Frederick herum und tut.... scheinbar gar nichts. Das kommt bei den anderen Mäusen erstmal nicht so gut an. Aber die anderen verstehen schnell, dass er eine sehr wichtige Arbeit tut.
Frederick sammelt Fraben, Düfte, Klänge und Geschmäcker für den Winter.
Dann kommt der Winter. Alles ist grau und trüb und steht scheinbar still. Dank der Arbeit der vielen Mäuse gibt es genug zu essen. Aber irgendetwas fehlt. Dann ist Fredericks großer Auftritt. Er erzählt den Mäusen die schönsten, buntesten Geschichten. Frederick bewahrt die Mäuse davor missmutig zu werden.
Vielleicht haben Sie noch Farben, Geschmäcker, Klänge und Düfte von Weihnachten in Erinnerung? Hier sende ich Ihnen ein paar Farben vom vergangenen Frühling. Bald kommt der nächste, bald ist es soweit, die Farben kommen zurück.
Stellen Sie sich vor, Sie erinnern sich an den 30. Geburtstag Ihres Bruders. Was für eine schöne Feier das war! Die ganze Familie war da. Und auch Ihre Lieblingstante hat mitgefeiert. Da war auch die Nichte noch ganz klein. Denn mittlerweile sind mehrere Jahrzehnte ins Land gegangen. Ihre Erinnerung ist aber noch ganz lebendig! Nun erzählen Sie von dem Fest und treffen einen Teil Ihrer Verwandtschaft wieder. Sie tragen Erinnerungen zusammen und werden merken: Da gibt’s Abweichungen. Das kommt, weil Menschen aus unterschiedlichen Blickwinkeln Unterschiedliches wahrnehmen. Vielleicht war Onkel Otto bei dem besonderen Gespräch mit Ihrem Bruder gar nicht dabei. Wie soll er sich daran erinnern? Vielleicht hat Oma Gerda viel mehr auf die Deko geachtet als Sie. Vielleicht war Ihre Schwägerin mit ihrer geballten Aufmerksamkeit bei ihrem neugeborenen Kind und hat deshalb sämtliche Erinnerungen an den Ehrentag ihres Mannes nicht mehr so präsent.
Angenommen, jedes Familienmitglied würde nach dieser langen Zeit seine Erinnerung an das damalige Fest aufschreiben. Vermutlich wäre nichts davon komplett deckungsgleich.
So ähnlich ist das auch mit den vier „Schülern“ Jesu, Matthäus, Markus, Lukas und Johannes. Sie alle sind unterschiedlich, hatten unterschiedliche Schwerpunkte, haben unterschiedliche Akzente gesetzt und gesammelte Erinnerungen dementsprechend angepasst. Die Ergebnisse spiegeln wider, was ihnen jeweils an Jesus wirklich wichtig war. So wollten sie die Erinnerung an Jesus überliefert wissen. Dabei ging es nicht darum, ob Jesus lange oder kurze Haare hatte. Es war vielmehr die Heilkraft, die durch die Begegnung mit ihm von Jesus ausging. Sie nahmen Unterschiedliches als besonders befreiend wahr. Und diese Unterschiedlichkeiten spiegeln ja auch wider wie Menschen tatsächlich sind. Den einen erreicht dies besser, den anderen das. Die Unterschiedlichkeit der Evangelien ist ein Mehrwert für die Unterschiedlichkeit der LeserInnen, und zugleich kulminiert die Botschaft im Zeugnis von der Heilsamkeit der Begegnung mit Jesus. So ist es DAS Evangelium, die eine frohe Botschaft, erzählt und und erlebt von vier unterschiedlichen Menschen. Das tut der „Wahrheit“ keinen Abbruch.