Du schreibst, dass Du ganz schrecklich beschimpft und in der Schule ausgegrenzt wirst, weil Du transgender bist. Deine Mail macht mich sehr traurig, weil ich völlig unbegreiflich finde, was Dir widerfährt. Du kannst all das alleine nicht tragen, deshalb muss sich etwas an Deiner Situation verändern. Du allerdings musst Dich nicht verändern, Du bist gut so wie Du bist.
Zu Deinem Outing gratuliere ich Dir herzlich. Das ist ein wichtiger Schritt, der hoffentlich dazu führt, dass Du als die junge Frau behandelt wirst als die Du Dich fühlst. Wer auch immer Deine weibliche Identität ignoriert, hat das Problem auf seiner Seite. Oft sind diese Menschen unzufrieden mit sich und lassen ihren Frust an denen aus, die sie als besonders verletzlich vermuten. Nimm es Dir bitte nicht zu Herzen, gib diesen Menschen nicht den Triumph, dass sie die Macht hätten Dich runterzuziehen.
Ich frage mich, ob Du eine Vertrauensperson in der Schule hast, die Dich in den Pausen begleiten und verteidigen könnte?
Überleg mal, ob es Dir helfen könnte, Dich Deiner Klassenlehrkraft oder dem/der VertrauenslehrerIn anzuvertrauen. Besonders wichtig ist, dass die Lehrer, die Dich unterrichten sensibilisiert werden und anfangen genau darauf zu achten, wie Deine Klassengemeinschaft mit Dir umgeht. Es ist ihre Aufgabe, aktiv gegen jede Form der Unterdrückung einzutreten.
Langfristig ist zu überlegen, ob Du vielleicht mit den LehrerInnen der Fächer Religion oder Politik ein Projekt planen kannst, bei dem über Transsexualität aufgeklärt wird. Es ist wichtig, alle MitschülerInnen mit einzubeziehen, alle etwas erarbeiten zu lassen. Genauso wichtig ist es, auch Schwule, Lesben und ggf. Intersexuelle zu Wort kommen zu lassen. Je mehr Vielfalt es gibt, desto beser.
Ich merke, wieviel Nachholbedarf bei der Thematik auch bei jungen Menschen noch ist. Viele Menschen wissen nicht, dass es Menschen gibt, die zwar als Junge oder Mädchen geboren werden, sich aber mit dem jeweils anderen Geschlecht identifizieren. Je mehr Menschen Bescheid wissen, dass das eine Möglichkeit menschlicher Identitätsbildung ist, desto mehr Verständnis kann wachsen, sodass hoffentlich diese dumme Form der Belästigung aus Unwissenheit aufhört.
Ich sehe eine wunderschöne junge Frau in Dir und ich wünsche Dir, dass Du mutig und immer selbstbewusster Deinen Weg gehst.
Kennen Sie das? Ihr Kind kommt aufgeregt von einem Ausflug nach Hause. Von der Lehrerin haben Sie schon gehört, was für Abenteuer auf dem Plan standen. – Würden Sie das als Grund sehen Ihrem Kind zu sagen: „Nein, bitte erzähl mir nichts, ich weiß schon alles!“
Ja, das ist sehr menschlich gedacht. Und obwohl ich mir Gott sehr abstrakt vorstelle, glaube ich fest daran, dass Gott auch das Kleine schätzt und sich an Herzensberichten freut. Dabei geht es, so empfinde ich das, nicht so sehr darum WAS jemand erlebt hat, sondern WIE er es erlebt hat.
Beten ist auch eine Form der Ehrerbietung, indem der Mensch sich im Leben auf Gott besinnt und ihm seine Gedanken schenkt. Es hilft aber auch dem Menschen, indem es ihn erdet, weil es ihn daran erinnert, dass es im Leben so viele Dinge gibt, die verdankt sind und außerhalb eigener Einflussmöglichkeiten.
Außerdem ist das Beten eine Chance eigene Gedanken, Gefühle und Wünsche zu sortieren. Was genau will ich Gott eigentlich sagen? Was brauche ich überhaupt? Auch Jesus hat ja sein Gegenüber immer gefragt: „Was willst Du, das ich Dir tue?“
Für mich ist das Beten außerdem etwas Rebellisches. Gott ist die letzte Instanz; von keinem Menschen widerleg- oder besiegbar. Ich denke an das Gleichnis Jesu von der Frau, die einen Richter, bzw. Gott so lange nervt bis er einlenkt (Lukasevangelium, Kapitel 18). Das – finde ich – ist ein wunderschönes Bild, das unendlich viel Hoffnung zu schenken vermag.
Dieser Text aus dem Neuen Testament ist der Lehrtext, der zur alttestamentlichen Losung des heutigen Tages, 9. April 2021, gehört. Für mich ist das eine Zusage, dass alles Schwierige irgendwie zu bewältigen ist. Das klingt steil, weil es Krisen gibt, die kein Mensch überblicken kann. Und erst im Nachhinein fühlt man sich vielleicht getragen durch die Zeit, in der man nur "funktioniert" hat. Aber schon mitten im Sturm ist es gut zu wissen: Der Sturm wird nachlassen und Du wirst immer noch da sein. Gott ist an Deiner Seite.
Ja, wahrhaftig! Auch ich kenne tiefste, existenzielle Krisen! Da fällt mir ein Lied ein, das zu mir sprach, in einer Zeit, in der ich nicht mehr wusste, dass es überhaupt weitergehen könnte. Es war diese Stimme, egal, was ist, bring Dich nicht um! - "I saved the world today" von den Eurythmics:
meine Güte, in Deinem Brief steckt eine derartig schnelle Abfolge von Ereignissen, dass ich nach dem bloßen Lesen schon erschöpft bin.
Du schreibst, dass Du darunter leidest, Single zu sein. Und es ist momentan sehr schwierig jemanden kennenzulernen. Das kann ich nachvollziehen. Was Du mir von Tinder erzählt hast, wirkt auf mich sehr gruselig. Ich kann mir das nur schwer vorstellen, Menschen einfach „wegzuwischen“, wie Dinge. Kriegen die Weggewischten das mit? Dann geht das doch mit einer Kränkung einher, die Du in Sekundenschnelle in Kauf nimmst. Was suchst Du wirklich, wenn Du bei Tinder bist? Ist es ein Abenteuer, die Sehnsucht nach Selbstbestätigung, Erotik oder tatsächlich eine Beziehung?
Was Du von Tinder schreibst, erinnert mich an einen Second-Hand-Klamottenkauf auf Ebay. Ein Produkt wird beschrieben, der potenzielle Käufer prüft die Angaben, schätzt ab, ob es passt, und entweder entscheidet man sich für den Kauf oder nicht. Du findest das Verfahren effizient, aber ist Effizienz das Richtige, wenn es darum geht, einen Partner zu finden? Ein Klick und selbst eine digitale Beziehung verrät nicht, ob Ihr im Alltag zusammen bestehen könnt. Dafür braucht es Zeit und Übung. Wie soll man in Sekunden entscheiden, ob dieser Mensch vielleicht ein Partner sein könnte? Er hat nicht einmal die Chance ein Wort zu sagen. Vielleicht ist es ja die Stimme, der Akzent, seine Sprache oder "nur" sein Atem, der nach Kaffee riecht, was Dich in seinen Bann nimmt.
Du sagst, dass Du Dich nicht festlegen magst, weil Du Angst hast, den „perfekten“ Partner zu verpassen. Ich glaube, dass es keinen „perfekten“ Partner gibt. Ich denke, dass Liebe die immer wieder neue Annahme der Imperfektion ist. Aber das braucht Willen zur Verbindlichkeit und Durchhaltevermögen, und beides ist – denke ich – das Gegenteil von einer Finger-Wisch-Bewegung.
Also, wenn Du mich fragst, hör auf Dich als weg-wischbare „Ware“ zu präsentieren und versuch Männer im analogen Leben kennenzulernen. Vielleicht kommt für Dich ein Hund als Haustier in Frage: So gibt es viele Möglichkeiten Männer kennenzulernen: Durch Gassigehen, Hunde-Erziehungskurse usw.
Und vergiss die Perfektion. Wenn Du danach suchst, bleibst Du vermutlich Dein Leben lang alleine. Niemand ist perfekt. Durch die Augen der Liebe erkennst Du irgendwann einzigartige Schönheit... Vielleicht gerade in bestimmten Schwächen oder Marotten Deines Freundes. Wenn er auch so fühlt, ist das das Zeichen, dass es Zeit ist sich festzulegen… :-)
Leg Deine Sehnsucht in Gottes Hände und wisse, dass manche Dinge nicht in menschlicher Verfügbarkeit liegen.
Du beschreibst dieses Unwohlsein, dass Du Dich immer klein fühlst, nachdem Du mit Deinem Freund gesprochen hast. Ich finde es bemerkenswert, dass Du dieses Unwohlsein gespürt hast und nun sogar benennen kannst. Das ist Dir nämlich ein wichtiger Schutz und ein guter Kompass. Dein Bauchgefühl zeigt Dir an, in welche Richtung Du Deine Beziehungen entwickeln kannst. Wenn Du merkst, dass Du Dich „immer“ klein fühlst, tut Dir die Beziehung vielleicht gar nicht gut. Dazu kommt, dass er sich den respektlosen Umgang mit Dir nicht „verbieten“ lassen möchte. Aber genauso, wie Hass keine Meinung ist, so ist auch respektloser Umgang keine akzeptable Form des Miteinanders. Es gibt Menschen, die andere klein machen müssen, um sich selbst größer zu fühlen. Aber, Du ahnst es, nur Zwerge haben so etwas nötig um ihre eigene Kleinheit zu kaschieren. Du kannst Deinen Freund nicht ändern. Aber Du kannst Dein eigenes Verhalten ihm gegenüber verändern. Wenn Du die Beziehung zu ihm nicht aufgeben willst, kannst Du die Gespräche mit ihm als sportliche Übung sehen: Jede Unterhaltung als Training für Deine „Selbstverteidigung“. Nimm Deine eigenen Grenzen wahr. Dazu brauchst Du einen feinen Draht zu Dir selbst: Wie fühlst Du Dich gerade? Ist alles in Ordnung oder ist da wieder dieses unbestimmte Unwohlsein? Werden Deine Grenzen überschritten? Dann halt inne und überleg, was Du tun kannst, um Deine Grenzen zu verteidigen. Was muss sich verändern, damit Du Dich besser fühlst?
Neulich hat Dein Freund Dich angehustet. Natürlich kannst Du einfach sitzen bleiben oder weggehen. Aber Du kannst auch Deinen Freund auffordern, in eine andere Richtung zu husten oder wegzugehen. Du brauchst keine Angst haben, ihn zu verletzen. Denn alles, was Du einforderst, ist respektvolles Verhalten. Wenn er dazu nicht bereit ist, ist das Problem auf seiner Seite.
„Liebe Deinen Nächsten wie Dich selbst!“ Das sagte Jesus. Und wenn Du das ernst nimmst, dann solltest Du es Dir selbst wert sein, Deine Grenzen zu verteidigen! Wenn Du es nicht tust, wird das niemand für Dich übernehmen.
Ich wünsche Dir ganz viel Kraft, Ausdauer, Geduld mit Dir selbst und Zuversicht, dass Du das Richtige tust.
macht das Eiersuchen nur Sinn, wenn man vorher, in der 40-tägigen Fastenzeit auf Eier verzichtet hat. Das war früher der Fall. Eier wurden nicht gegessen, sondern gesammelt. Um sie haltbar zu machen, wurden sie hart gekocht. Um die gekochten Eier von rohen zu unterscheiden, wurden sie bemalt. ...