Ab morgen ist es soweit: Der Herbst beginnt. September, Oktober, November. Während die beiden Erstgenannten noch oft als "goldene" Monate einen guten Ruf haben, sieht es für den November im wahrsten Sinne des Wortes eher "düster" aus. Als Novemberkind war ich gewohnt, dass dieser Monat als hässlichster des Jahres bezeichnet wurde, und dass in dem Monat feiertechnisch nichts ging. Eine eindrückliche neue Erfahrung machte ich erst im Maßregelvollzug. Dort traf ich einen Therapeuten, der selbst eine im November geborene Tochter hatte. Er hat sich so ins Zeug gelegt um ihr einen schönen Geburtstag vorzubereiten - draußen. Er meinte, dass das Feiern auch im November noch gut möglich sei und erzählte mir von seinen Plänen, zeigte mir sogar Fotos von schönen Novembertagen. Ich war nachhaltig schwer beeindruckt von seiner positiven Haltung und seinem liebevollen Engagement. Da merkte ich, wie sehr die Wahrnehmung von der Haltung abhängt.... Was für ein wundervoller Vater!
Ich wünsche Ihnen eine feine Beobachtungsgabe für das Schöne im Herbst!
ich danke Dir für Deine Email. Du sagtest, dass Du Dich sehr unwohl fühltest als Du etwas erzähltest und dafür von Deinem Freund "bemitleidet" wurdest. Du konntest Dein Unwohlsein und Deinen Ärger nicht so gut verstehen, fragtest Dich, warum das so war. Ich glaube, ich verstehe sehr gut, was Du meinst. Lass mich versuchen Dir Worte zu schenken.
Ich glaube, es gibt einen Unterschied zwischen Mitgefühl und Mitleid. Letzteres kann sehr unangenehm werden, insofern der Bemitleidete zum Ohnmächtigen gemacht wird und nicht länger auf Augenhöhe betrachtet und behandelt wird. Es gibt Menschen, die sich selbst in einer "besseren" Situation verorten, daraus eine moralische Überlegenheit ableiten und auf den "zu Bemitleidenden" herabblicken. Dann werden diese Leute zu Handlungsfähigen, während der Andere im schlimmsten Fall - in sauberem Kontrast - als ein in Ohnmacht Verharrender dargestellt wird. Das kann sehr ärgerlich sein. In allem, was einem Menschen Schreckliches widerfahren kann, ist es die beste Unterstützung, die jemand erhalten kann, wenn er Mitgefühl erfährt und dennoch immer mit Respekt und auf Augenhöhe als mündiges Subjekt behandelt wird. Mitgefühl erkennt an, dass der andere zwar etwas Schlimmes erfahren hat, aber nicht darstellt. Er ist nicht seine Erfahrung, sondern viel mehr als das. In ihm steckt Kraft, das sieht der Mitfühlende. Er ist immer noch ein handlungsfähiges Subjekt und wird als solches ernst genommen.
Es ist gut, dass Du die Schräglage wahrgenommen hast. Dann kannst Du das nächste Mal darauf achten, dass die Augenhöhe gewahrt bleibt. Geh erhobenen Hauptes durch die Welt!
Liebe Grüße!
Deine Sophie
Quelle: Sophie Schäfer
"Nur" ein Gänseblümchen? - Nein. Ein Gänseblümchen.
Haben Sie Wörter im Zusammenhang mit dem christlichen Glauben gehört, mit denen Sie nichts anfangen können? Möchten Sie, dass ich zu einem bestimmten Begriff/ Thema meine Gedanken aufschreibe? -- Sagen Sie mir Bescheid! Kommentar oder E-Mail
Der Sommer verabschiedet sich, langsam aber sicher. Zeit zu rekapitulieren... Was haben Sie in diesem Sommer Schönes erlebt? Was möchten Sie gerne in Erinnerung behalten? Möchten Sie es aufschreiben?
Gott, schreien will ich, aber mir fehlt die Energie Kraftlos fühle ich mich Verzagt ist meine Seele Unfassbar bleibt es mir Es ist so schwer hinzunehmen So warte ich weiter Auf eine gute Nachricht Ich bitte, bettle und flehe Tausend Mal Als Anfang Mach was, Gott Amen.
Manchmal wird am Gründonnerstag (Dazu ein Artikel unter dem Reiter „Kleines Wörterbuch) ein Tischabendmahl gefeiert. Dann ist die Gemeinde eingeladen an einem großen Tisch zu sitzen und Brot zu brechen, Trauben zu essen, oft auch anderes als Stärkung zu sich zu nehmen und Traubensaft, Wasser oder Wein zu trinken. Ich mag diese Feier extrem gerne. Denn an dem Tisch vereint sitzen Leute, die sich gar nicht unbedingt mögen. Aber in Jesus sind sie geeint, brechen das Brot füreinander und essen gemeinsam – eine zutiefst friedliche Geste. Das mag ich so.
Das ist der wichtige Charakter des Abendmahls: Gemeinschaft. Alle Feindseligkeiten sollen (wenigstens für einen Moment) aufgehoben sein durch den gemeinsamen Fokus auf Jesus. Denn Menschen sind unterschiedlich und haben unterschiedliche Stärken, Schwächen, Bedürfnisse und Vorlieben. Aber gerade darin liegt der Wert. Es ist in der Gemeinde Jesu nicht möglich zu sagen: Du bist ein wichtigeres Mitglied als er / sie. Das ist so, als würde man sagen: Der rechte Fuß sei wichtiger als der linke. Das stimmt nicht, denn das Zusammenspiel ist nötig, damit das Ganze funktioniert. Darum soll in Jesu Gemeinde Nächstenliebe gelebt werden, damit der Corpus Christi funktioniert, damit die unterschiedlichen Gaben in ihrer Vielfalt möglichst gewinnbringend für andere eingesetzt werden können.
In einer Dogmatik las ich mal, das Abendmahl sei die "proleptische Antizipation des sich im Eschaton vollziehenden Heils." Das fand ich irgendwie nett, sodass ich es mir gemerkt habe. Allerdings kann man mit dieser Erklärung vermutlich bei den meisten Menschen nicht punkten. Gemeint ist:
Und in jedem irdischen Abendmahl wird dadurch vorweggenommen, was sich Christen erhoffen für das ewige Leben bei Gott: Frieden und Gemeinschaft und keine Schmerzen, keine Streitereien, keine Missgunst mehr.
Was bedeutet Abendmahl für Sie?
Quelle: Sophie Schäfer
Schauen Sie vorbei in Ihrer Kirche! Wie sieht sie von innen aus, wie sieht der Altarraum aus?
Was passiert also eigentlich beim Abendmahl, wie geht das?
Zum Abendmahl gehen Menschen nach vorne in den Altarraum. Das ist der Teil der Kirche, der nach Osten, also in den Orient weist (aus dem Kirchenbau kommt übrigens unser Substantiv „Orientierung“), der etwas erhöht ist (= Lat.: altare). Außerdem ist im Altarraum meistens ein großer Tisch mit frischen Schnittblumen (das „Opfer“), die Osterkerze und ein Kreuz zu sehen.
Der Pfarrer/Die Pfarrerin erinnert von dort aus in der Liturgie (den gesprochenen oder gesungenen Worten) daran, dass wir das Abendmahl in Jesu Auftrag feiern.
Früher war die Messe ja noch auf Latein, bis Luther darauf bestand, dass die Gottesdienstbesucher auch verstehen sollen, was sie hören und sagen. Das war ihm wichtig, weil er als Professor erstmals die Mündigkeit und das Verantwortungsbewusstsein aller Christenmenschen in den Vordergrund stellte.
Offenbar wurde damals das Abendmahl nicht verstanden, denn wenn der Pfarrer die lateinischen Einsetzungsworte (siehe voriger Artikel) sprach (hoc est corpus meus - dies ist mein Leib/ Körper), verstanden die Leute nur "Hokuspokus". ...
Weil sowohl Abendmahl als auch Taufe auf Jesus selbst zurückgehen, sind das in der evangelischen Kirche Sakramente. Also das sind die wichtigsten Rituale im religiösen Leben eines Christen/einer Christin.
Wenn der Pfarrer dann die Gemeinde nach vorne ruft, damit sie erfahre, dass Gott es gut meint mit seinen Menschen, ist es Zeit nach vorne zu gehen.
Die Anzahl der Menschen, die im Altarraum vorne Abendmahl feiert, variiert je nach Größe der Kirche. Alle stehen in einem Halbkreis. Wenn mehr Leute in der Kirche sind als Menschen vorne Platz haben, werden mehrere Durchgänge gemacht, bis alle Gottesdienstbesucher Abendmahl feiern konnten, die wollten.
Wenn Brot und Wein (eigentlich meistens Traubensaft, sofern nicht anders gekennzeichnet) nacheinander ausgeteilt werden, wird jedem Teilnehmer etwas zu-gesprochen – zum Beispiel: „Brot des Lebens, für Dich gegeben.“ Oder: „Kelch des Heils, für Dich gegeben.“
Beim Abendmahl denke ich unweigerlich an die nette Anekdote, die ich im Laufe meiner Ausbildung als Pastorin von meinem Mentor hörte. Damals kursierte gerade das EHEC-Virus. Deshalb bekamen alle Abendmahlsfeiernden kleine transparente Plastikbecher. Nichts passierte. Niemand trank. Und ja, es stimmt, die Becher erinnern sehr stark an Schnapsbecher. Und man könnte aus Höflichkeit auf ein Prost warten, als Signal, dass es losgeht. Beim Abendmahl ist das alles etwas anders, da antwortet jeder Empfangende „Amen“ und kann dann sofort loslegen und trinken oder essen. Es macht allerdings nicht satt, sondern hat in erster Linie symbolischen Charakter. Dazu morgen mehr in Teil 3!
Quelle: Sophie Schäfer
Blick Richtung Altarraum in der Michaeliskirche Hilsdesheim